giovedì 17 maggio 2012

Der pubertierende Stern ( dritte Teil)


Der kleine Stern blieb erst einmal wie versteinert stehen. „War es ein Traum?“ dachte er.
Plötzlich fühlte er sich sehr einsam und verspürte große Lust zu weinen. Das tat er dann auch. Er weinte bittere Tränen. Seine tausend und abertausend Augen brachen in Tränen aus und im All wurde es eine zeitlang ziemlich nass. Die dicken Tränen flossen und flossen, der kleine Stern konnte einfach nicht mehr aufhören zu weinen. Doch plötzlich hörte er eine leise Stimme, welche die Worte des Kometen wiederholte. Er konnte es nicht fassen. Er hörte und hörte immer wieder diese Stimme, die aus ihm kam. Er vergaß prompt zu weinen und fühlte sich auf einmal glücklich. Er hatte etwas in sich entdeckt, das ihn nie im Stich lassen würde: Seine innere Stimme. Ja, er war jetzt nicht mehr so einsam und fühlte sich plötzlich sehr stark. „Dann nichts wie los! „schrie der kleine Stern ganz laut und mit einem hohen Sprung stürzte er sich ins dunkle All.

Auf seiner Reise musste er immer wieder an die Worte des Kometen denken und das half ihm manche Gefahren zu vermeiden. Doch nicht alle.
Er reiste schon wieder so lange durch das All, dass er dringend eine Abwechselung nötig hatte. Der kleine Stern sehnte sich regelrecht danach. Deshalb war er freudig überrascht,  als er in der Ferne ein Funkeln sah. „Was wird das sein?“ fragte sich neugierig der kleine Stern. Je näher er kam umso stärker leuchtete das Licht. Der kleine Stern brannte vor Neugier. „Endlich habe ich etwas gefunden“, sagte er sich erfreut. Er zielte mit all seiner Kraft auf das Licht zu und plötzlich war er da.

Er befand sich vor einer ziemlich kleinen Galaxis, die so weiß wie Schnee war. Die Planeten waren mit Vulkanen besäht und aus den Kratern spuckten sie ununterbrochen weiße Staubwolken, die sich kurz danach wieder auf die Planeten und Sterne niederließen. Die weiße Farbe reflektierte das Licht der Sterne, aber es war kein warmes Licht sonder ein kaltes. Die Galaxis sah wie tiefgefroren aus.
Der kleine Stern näherte sich ihr, um alles besser zu betrachten. Er spürte, dass etwas Unheimliches im Spiel war, aber seine Neugierde war zu groß. Auf einmal stand er mitten in der Galaxis. Er blickte auf die Vulkane, die ununterbrochen diesen weißen Staub spuckten. Es herrschte eine eisige Stille. Er nahm etwas von diesem Staub, um ihn besser zu betrachten und war überrascht über die Formen der Staubkörnchen. Sie sahen wie winzige Kristalle aus, ähnlich wie Schneeflocken. Er bewunderte eine Weile die vielen schönen Muster dieses weißen Staubes. Plötzlich merkte er, dass er auch gut roch und er hielt ihn lange an seine Nase, weil der Duft so angenehm war. Ein Gefühl des Schwebens nahm von ihm Besitz und er sah auf einmal die Landschaft ganz bunt. Die Planeten sahen plötzlich wie rote dreieckige Gestalten mit einem großen schwarzen Hut aus. Dann hörte er es ganz laut lachen, aber er konnte nicht feststellen, woher das Gelächter kam. Er schwankte hin und her, und dabei sah er, dass die Dreiecke mit Hut  auf einmal flammende Augen und einen grinsenden Mund hatten. Der kleine Stern war fassungslos. Er hörte in seiner Nähe unheimliche Stimmen, die ihm zuredeten, „Rieche weiter an den Schneeflocken, probiere sie, es wird dir danach gut gehen!“
Dann hörte er wieder das Gelächter. Auf einmal spürte er eine große Angst. Trotz seiner schwindligen Verfassung konnte er noch einigermaßen klar denken und machte den Versuch sich fortzubewegen. Da wurde er direkt von einem Dreieck mit Hut festgehalten, das sagte „Du darfst nicht weggehen, wir brauchen dich, wir brauchen dein Licht, deine Energie.“ Der kleine Stern fragte mit einer ganz schwachen Stimme, „Ihr wollt mein Licht? Wie soll das gehen? Ich brauche mein Licht selber, denn ohne es wäre ich kein Stern mehr.“ Die weißen Planeten hielten ihn aber weiter fest und erzählten ihm, dass mitten in ihrer Galaxis ihr Chef wohnen würde, der ein riesiges schwarzes Loch war. Der Chef verlange täglich nach Nahrung und sie mussten sie ihm  besorgen. Er aß immer nur Sterne,  weil sie viel Licht hatten und er brauchte dieses Licht zum Weiterleben. Er hatte schon seine eigenen Sterne zu Hunderten verschluckt,  und die, die übriggeblieben waren, reichten gerade aus, um die Galaxis zu beleuchten. „Deshalb haben wir diesen weißen Staub erfunden. Er zieht durch seinen weißleuchtenden Schimmer herumstreunende Sterne an und, wenn sie ihn riechen, dann sind sie leicht zu fangen.“ „Also“, sagten sie, „wir müssen immer wieder Sterne fangen, sonst wird unser schwarzes Loch uns alle vernichten.“
Der kleine Stern geriet in Panik und schrie so laut er konnte: „Ich will nicht vom schwarzen Loch geschluckt werden!“
Er begann zu weinen und machte immer wieder den Versuch, sich von den umstehenden Planeten zu befreien. Auf einmal sahen sie wieder normal aus, weiß mit rauchenden Vulkanen. Ihr Lächeln sah aber nach wie vor grausam aus. Sie waren viele und er war nicht nur allein, sondern auch kleiner. Er fühlte sich ausgeliefert und weinte bitterlich. Tausende von Tränen stürzten aus seinen Augen, sie liefen so schnell, dass sie wie Wasserfälle aussahen. Er schluchzte so laut,  dass er gar nicht bemerkte, was um ihn herum geschah.
Als er doch vorsichtig wagte, einen Blick um sich  zu werfen, stellte er überrascht fest, dass die Planeten nicht mehr bei ihm waren. Seine Tränen waren in die Vulkane gelaufen und hatten sie teilweise gelöscht. Das hatte die Planeten so erschreckt, dass sie ihn kurz allein gelassen hatten, um sich den Vulkanen  zu widmen.
Der kleine Stern sah plötzlich die Möglichkeit zu fliehen. Er schaute schnell um sich und sagte sich dann, „Nichts wie weg !“
Noch lange nach seiner Flucht hörte er die schrecklich wütenden Schreie des schwarzen Loches, das seine Mahlzeit ins Nichts verschwinden sah.

Der kleine Stern befand sich endlich wieder auf der Reise und hatte vieles zum nachdenken. „Eigentlich,“ dachte er, „war bis jetzt nur die Begegnung mit dem Komet ein gutes Erlebnis.“  Er  fühlte sich etwas deprimiert. „Warum gibt es so wenig Gutes im All?“ dachte der kleine Stern. Er wünschte sich, endlich einer Gruppe lustiger Sterne zu begegnen und mit ihnen eine schöne Zeit zu verbringen. „Aber wo werden sie sein? Wie weit muss ich noch reisen?“ Dann dachte er an die beruhigenden Worte des Kometen und fühlte sich wieder mutig.

Seine Reise dauerte schon Jahrhunderte lang, als er endlich ein Leuchten in der Ferne  entdeckte. „Oh“, sagte er sich, „etwas Neues ist in Sicht.“
Der Lichtpunkt leuchtete immer stärker und er konnte jetzt auch die Farbe Pink erkennen. Ja, das Licht leuchtete pinkfarbig. Ganz lustig. Das hatte der kleine Stern noch nie gesehen. Das war aber nicht alles. Das Licht leuchtete sprungweise, mal nach oben, mal nach unten, mal auf die Seite, als ob es nach einem Rhythmus getanzt hätte. „Was wird das nur sein?“, fragte sich der kleine Stern. Er war jetzt noch vorsichtiger geworden. Er legte keinen Wert darauf, wieder in irgendeine Falle zu treten. Also hielt  er sich in sicheren Abstand, um alles zu beobachten. Er stellte erst einmal fest, dass es keine Galaxis war, sondern eine große Gruppe von Sternen und Planeten. Aber was für welche! Er sah sie herumspringen, tanzen und singen. Außerdem hatten sie ganz eigenartige Formen. Sie sahen nicht wie übliche Sterne und Planeten aus. Jeder von ihnen hatte ein anderes Aussehen. Niemand bemerkte den kleinen Stern, da alle mit Tanzen und Singen beschäftig waren. Sie bewegten sich alle miteinander, aber keiner berührte den Anderen. „Komisch“, dachte der kleine Stern.
Nachdem er lange zugeschaut hatte, fühlte er sich sicher genug, um sich bemerkbar zu machen. Die Musik war sehr laut und der Gesang ebenfalls. Doch schaffte er es trotzdem, sich zu verständigen und wurde freudig empfangen. Die Sterne und Planeten drängelten sich direkt um den kleinen Stern und  stellten ihm viele Fragen. Was sie besonders interessierte war das Aussehen des kleinen Sterns.  „Du siehst so altmodisch aus, wo kommst du her?“ fragten sie alle und lachten. Wie der kleine Stern sich über ihr Aussehen gewundert hatte, fanden die anderen seines zum totlachen.
Bald erfuhr er, dass jeder in dieser Gruppe sein Aussehen beliebig verändern konnte. Einer sah wie ein Halbmond aus, ein anderer wie eine Schnecke, eine Blume, ein Vogel, ein Sechseck oder eine Ziege.  So war nicht mehr zu erkennen, wer Stern oder Planet war. Der kleine Stern konnte sich diese Ansammlung von Gestalten nicht genug anschauen. Er fühlte sich aber mit ihnen wohl. Sie waren immer gut drauf und er konnte frei entscheiden, was er tun wollte.
Doch nach einiger Zeit wurde dem kleinen Stern diese Dauerparty langweilig. Ihm fehlte etwas, aber er wusste nicht genau was. Der Abschied von dieser Sternengruppe fiel ihm nicht leicht, nicht zuletzt, weil alle wissen wollten, warum er sich nicht mehr wohl fühlte. Sie waren  sehr überrascht und auch etwas beleidigt.  Doch der kleine Stern ließ sich nicht festhalten. Er hatte entschieden, weiterzugehen. Aber bevor er aufs Neue startete, sagte er zu ihnen: „Es war schön euch zu erleben, aber mir reicht es nicht, mein Aussehen zu verändern, um mich anders zu fühlen. Man bleibt der, der man ist und das ist auch gut so. Ich will herausfinden, wer ich bin und will mich nicht hinter einer Maske verstecken. Könnt ihr mich verstehen?“ - fragte der kleine Stern. Er sah erstaunte Gesichter vor sich. Sie verstanden ihn nicht. „Na gut“, sagte sich der kleine Stern, “mehr kann ich auch nicht sagen“, er grüßte alle und nahm seine Reise wieder auf.

Wie weit war der kleine Stern weitergereist? Wie lange war er unterwegs gewesen? Niemand kann es sagen. Nur eines gab den Beweis, dass die Zeit, viel Zeit vergangen war, dass der kleine Stern wieder etwas gewachsen war. Er sah nicht mehr so winzig aus und sein Leuchten hatte sich verstärkt. Doch auch seine Sehnsucht eine Bleibe zu finden war größer geworden, leider ohne Erfolg. Manchmal packte ihn die Wut und manchmal die Verzweiflung. „Warum finde ich nicht, was es mir gefällt? Wo ich mich wohl fühle? Wo ich bleiben möchte?“.

Er tobte durch das All, er musste seine Wut und seine Verzweiflung loswerden. Er begann Purzelbäume durch das All zu schlagen, glitt in Zick-Zacklinien wie eine Schlange, schrie wie ein Verrückter, lachte und weinte und hätte auch gerne mit jemand gestritten, aber mit wem?  Aber auch das Verrücktspielen ließ nach, und der kleine Stern wusste, dass er wieder auf die Suche gehen musste. Nach seinem Herumtoben fühlte er sich etwas besser, aber er war trotzdem unzufrieden und etwas unglücklich.“ Was fehlt mir? Nur eine Bleibe?“
Die Worte des Kometen kamen ihm immer wieder in den Sinn. „Höre auf deine innere Stimme“. Er achtete darauf, doch trotz aller Mühe, konnte er nichts hören; es war so, als ob seine innere Stimme verstummt wäre. „Wieso spricht sie nicht mehr?“ rätselte der kleine Stern.

Wohl oder übel, machte sich der kleine Stern wieder auf die Reise. Sein Weg führte ihn durch kosmische Nebelstürme, zu Meteoritenbanden und Sternenexplosionen, aber irgendwie schaffte er es immer wieder sich zu retten. Darüber war er sehr stolz und erkannte zunehmend, warum er diese Reise unternommen hatte.  Er erkannte, dass er selbst der Mittelpunkt seiner Reise war. Er war sein eigenes Ziel. Mit der Zeit war er ein erfahrener Stern geworden. Er fühlte sich im All nicht mehr so fremd, auch wenn er bislang nicht gerade von Freunden umringt war.

Eines Tages hörte er ganz plötzlich seine innere Stimme wieder. Vor Überraschung hielt er die Luft an. Er hörte: „Suche die Galaxis Aliverdi“. Der kleine Stern staunte nicht wenig, weil er diese Galaxis ganz vergessen hatte. Das war doch die schöne Galaxis,  von der der Komet  erzählt hatte.
Noch nie hatte der kleine Stern so begeistert seine Reise fortgesetzt . Er fühlte wie nie zu vor ein riesiges Glücksgefühl. Lange Zeit musste er sich im All durchfragen, bis er dieses Ziel erreicht hatte.

Eines Tages sah er in der Ferne einen türkis-blau schimmernden Nebel. „Ob ich sie endlich gefunden habe?“
Der kleine Stern konnte die Spannung kaum aushalten. Er näherte sich immer mehr bis er ein grün-blau funkelndes Licht erkannte. Bevor er aber in die Galaxis eintrat,  er hatte gelernt vorsichtig zu sein, blieb er noch eine Weile stehen, um sich umzusehen. Unser kleiner Stern war sehr aufgeregt. Die Schönheit dieser Galaxis war unbeschreiblich, er konnte sich vor Entzücken nicht rühren.
Das All um die Galaxis herum sah am Tag aus, wie die Morgenröte. Die grünen Planeten schmückten sich mit dem Nebelschleier und tanzten im goldenen Schimmer der Sterne. Die goldenen Sterne schauten auf die Morgenröte und schminkten sich mit der reflektierten roten Farbe. Mit einem Mal hörte man einen Planet singen. Alle lauschten regungslos. Die Melodie versetzte die gesamten Himmelskörper in eine Traumatmosphäre. Der kleine Stern war so gerührt, dass er nicht merkte, dass Freudentränen  aus seinen Augen flossen. Lange, nachdem der Gesang aufgehört hatte, stand er noch verträumt da, als er von zwei hübschen Sternen, die gerade vorbeispazierten, gesichtet wurde.
Sie riefen ihn zu sich und begrüßten ihn freundlich. Dann fragten sie danach, was er suche. Sie waren äußerst neugierig. Der kleine Stern musste alles, aber auch alles erzählen. Es dauerte nicht lange, bis der kleine Stern so zwei Freunde gefunden hatte. Zu dritt reisten sie nun durch die Galaxis. Die beiden Sterne waren sehr stolz auf ihr Zuhause und wollten dem kleinen Stern alles zeigen. Der kleine Stern platzte vor Begeisterung, noch nie hatte er so viel Schönes und so viele fröhliche Himmelskörper gesehen. Endlich hatte er gefunden, was er so lange gesucht hatte und er wünschte sich hier zu bleiben.
Hier hatte er Freunde gefunden, die ihn verstanden. Hier konnte er sich selber sein, hier fühlte er sich zu Hause..........

Und als er tausend Jahre später, einen jungen hellgrünen Planeten kennen lernte, dessen violett-grüne Augen mehr zu ihm sprachen, als viele, viele Worte, wusste er direkt, auf wen er sein Licht in die Ewigkeit ausstrahlen würde.

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Graziella Torboli
April 2002

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