domenica 19 giugno 2011

die Angst



Die Angst


Es ist sehr schwer die Angst zu erklären, zu definieren. Es ist einfach schwer dieses Gefühl in Worte zu fassen.
Durch eine kleine Geschichte will ich die Angst wenigsten bildlich darstellen.

Es war Sommer. Wir verbrachten unseren Urlaub in einem kleinen Dort in den Bergen und wohnten in einer Mietwohnung. Es war alles sehr schön und friedlich. Für unsere Kinder war es ein ideales Leben. Als Stadtkinder hatten sie sich leider an viele Vorsichtmaßnahmen und an programmiertes Leben gewöhnt und kannten nicht das Schöne einer Dorfgemeinschaft. Sie wurden sehr aktiv und nach kurzer Zeit halten sie viele Freunde.
Besonders aufregend war für sie das Treffen nach dem Abendessen. Es war für sie etwas ganz Neues nach dem Abendbrot aus dem Haus zu gehen. Sie trafen sich alle an einem Platz wo ein Brunnen stand und spielten zusammen bis die Mütter sie wieder Heim holten. Tagsüber machten wir lange Spaziergänge in die Berge. Ich war natürlich mit dem Haushalt beschäftig. Im Haus gab es keinen Fernseher und keine Waschmaschine. Mit sechs Kindern hatte ich viel zu tun. Zusammen mit den größeren Mädchen wuschen wir täglich die Wäsche an einem öffentlichen Brunnen. Das frische Quellwasser, welches in einem kleinen Bach den Berg hinunter kam, floss in eine aus Zement gebaute Wanne mit
Waschbrett. Es war schön mit den Dorffrauen zusammen die Wäsche zu waschen. Meine Kinder waren begeistert. Als Alternative zur Waschmaschine war es eigentlich nicht schlecht, es war auf jeden Fall unterhaltsamer.
Die Abende waren für mich nicht sehr abwechslungsreich. Wenn die Kinder im Bett waren, hatte ich noch viel Zeit; unsere Ehekrise sorgte für lange schweigende Stunden, denn mein Mann beschäftigte sich hauptsächlich mit seinen Medizinbüchern oder irgendeinem anderen Buch.
Ich genoss die Sonnenuntergänge und die dunklen Nächte mit den tausenden Sternen, lauschte den Nachtvögeln, träumte und dachte nach.
Es war schön aber ich war einsam.
Öfter am Abend, wenn es draußen zu frisch wurde, saß ich allein am Tisch und schaute auf den darüber hängenden Kronleuchter. Um die fünf Glühbirnen der Kronleuchter hatte eine Spinne ein Spinnennetz gewebt. Es sah so aus, als ob der Kronleuchter in einen Schleier eingehüllt gewesen wäre. Mitten im Netz waren Viele kleine Punkte, die durch die gefangenen Fliegen entstanden waren. Wenn das Licht eingeschaltet war, glitzerte das Spinnennetz, als ob es mit Brillianten gestickt worden wäre. Es war ein faszinierendes Naturwerk. Dieser Kronleuchter wurde meine Abendbeschäftigung.
Abende lang beobachtete ich die Jagdtechnik der Spinne. Es war richtig aufregend.
Sie  stellte sich auf die Lauer in eine Ecke und tat so als, ob sie tot wäre. Sobald eine Fliege das Netz berührte, oder kurz hängen blieb raste die Spinne dorthin und begann geschwind mit ihren vielen Armen die Fliege zwischen zwei, drei Fäden vom Spinnennetz zu drehen. Kurz danach war die Fliege wie eine Spindel eingedreht. Sie rührte sich noch, aber sie hatte keine Chance. Die Spinne krabbelte schnell wieder an ihren Platz und lauerte weiter. Es ging Schlag auf Schlag.
Wie komme ich auf die Angst?
Ja, dieser Gedanke entstand in mir bei Betrachtung der Spinne und ihrer Opfer.
Die Angst überfällt, wickelt ein, hemmt unsere Bewegung und saugt uns die Energie ab.

Wie schützt man sich vor der Angst? Können wir wie die Fliegen das Spinnennetz nicht erkennen?  ----

sabato 18 giugno 2011

der Anfang!

Das verschwundene Wort

Es lag schon sehr, sehr lange auf diesem Platz. Immer auf dem gleichen Platz, auf der
rechten Seite des Schreibtisches am Eckrand. Dort fühlte es sich am wohlsten. Um es
herum lagen große und kleine Bücher, Briefe und Rechnungen usw.  .
Sein Leben war erfüllt von den vielen Worten und dessen Bedeutungen, die es in sich
trug. Es hatte für jeden und alles einen Begriff, und es liebte diese Worte zu ordnen.
Ordnung und präziser Gebrauch seiner Worte, das war sein Ziel. Deshalb gab es neben
jedem geschriebenen Wort auch eine ausführliche Beschreibung. Es verabscheute
jeden Missbrauch seines Inhalts und fürchtete die Folgen davon. Auf der Suche nach
neuen Ausdrucksweisen war es unermüdlich, und wenn man es zu Rate zog, war es
sehr stolz. Ja, es war ein glückliches und erfülltes Wörterbuch.

An jenem Tag sah alles aus wie gewohnt. Eine leichte frische Brise kam aus dem
offenen Fenster hinein und wirbelte die vielen Blätter, die sonst ruhig und entspannt auf
dem Schreibtisch lagen hoch und hin und her. Das Wörterbuch schaute amüsiert
diesem Schauspiel zu, und es konnte der Versuchung nicht widerstehen, auch diese
Frühlingsbrise zu genießen. Es vergaß kurz seine strenge Haltung und ließ seine
Seiten eine Weile hin und her flattern, bis zwar alle etwas zerstreut, jedoch erfrischt
waren. „War das ein schönes Gefühl!“, dachte zufrieden das Wörterbuch. Danach
bemühte es sich sorgfältig, seine Seiten wieder glatt und sauber zu ordnen.

Ab und zu warf es einen Blick aus dem Fenster um die Landschaft zu bewundern. Die
Sonne stand hoch am Himmel, die große Buche, deren  junge Blätter gerade anfingen
zu sprießen, hob sich zum Himmel empor und ganz hinten sah es die süße Birke in der
Sonne leuchten. Die Tulpen in dem kleinen Beet am Wiesenrand waren eine besondere
Attraktion. Sie waren schön, bunt und kräftig, aber was es besonders beeindruckte,
waren ihre Bewegungen. Sie schauten ständig in eine andere Richtung, mal nach links,
mal nach rechts, mal hoch oder runter. Dabei dachte es sich: „Tulpen sind recht
neugierig, sie achten eifrig auf alles was hier so passiert.“ Allerdings hätte es sich gerne
angehört, was sie sich alles zu erzählen hatten. Es hörte sie nämlich dauernd flüstern.

Nun galt seine Aufmerksamkeit wieder den Seiten um sich zu versichern, dass alles
wieder seine Ordnung hatte. Plötzlich zuckte es vor Schreck derartig stark zurück, dass
es beinahe vom Schreibtisch gestürzt wäre. Es hatte mit Entsetzen festgestellt, dass ein
Wort von einer Seite verschwunden war. „Wie konnte mir bloß so etwas passieren“,
dachte sich entsetzt das Wörterbuch. Dabei achtete es doch täglich auf seinen Inhalt.
Ihm war zwar ab und zu aufgefallen, dass manche Worte zunehmend blasser wurden
und nicht mehr leicht zu lesen waren, wie zum Beispiel das Wort “Vertrauen“, doch
niemals hätte es erwartet, dass ein Wort einfach verschwinden könnte. „Wieso fehlt ein
Wort?“, fragte es sich, „Und welches genau fehlt mir, ... mal schauen...“- Es las die Worte
nach uns nach: „Las..., lei..., lern..., lied..., Liebe? Oh! Es fehlt das Wort Liebe!“
„Oh Gott ! Oh Gott !“ — schrie es — „Was mache ich jetzt?“
Das Wörterbuch war so aufgeregt, dass es am ganzen Körper zitterte. Leider blieb ihm
an diesem Tag nichts erspart, denn es kam noch eine grausamere Überraschung. Als es
aufgeregt seine Seiten durchblätterte, sah es an der Stelle des Wortes “Liebe“ — zwar
noch etwas blass, jedoch schon erkennbar — ein anderes Wort erscheinen: Das Wort
Macht. Und vor allen Worten, die mit “Liebe“ begannen, war schon eine Veränderung zu
sehen. Zum Beispiel “liebevoll‘ konnte man schon fast als “machtvoll‘ lesen. Das Wort
Macht schlich sich in viele Worte ein und versuchte mit Frechheit die vielen Begriffe zu
verändern.
Nun war das Wörterbuch nicht nur erschreckt sondern auch verzweifelt. Es
vergoss dicke Tränen auf seine Seiten und wusste keinen Rat mehr.. „Wie soll es denn
ohne Liebe weitergehen?“, schluchzte es laut.

Plötzlich flog ein wunderschöner Schmetterling ins Zimmer. Seine Flügel waren bunt
wie ein Regenbogen. Er ließ sich wie ein leichter Hauch auf das Wörterbuch nieder und
sprach es an: „Warum bist du so traurig? Schau doch mal nach draußen, die Sonne
scheint und alles blüht!“, sagte er.
Doch das Wörterbuch weinte und weinte. Es hielt seine Seiten fest, es wollte sich nicht
mehr öffnen aus Angst, noch mehr hässliche Überraschungen zu erleben. Doch der
Schmetterling gab nicht nach, er konnte soviel Traurigkeit nicht ertragen.

Er dachte eine Weile nach und schon kam ihm eine Idee. „Jetzt spielen wir was
zusammen“, sagte er, doch das Wörterbuch weinte weiter.
Da begann der Schmetterling das Buch mit seinen bunten Flügen zu kitzeln, und er
hörte nicht mehr auf, bis es vor lachen aufging, seine vielen Seiten hin und her wehten
und sein Geheimnis preisgab. „Ich will dir helfen.“, sagte der Schmetterling, „doch zeige
mir zuerst, wo das Wort “Vertrauen“ steht .“
Als ihm das Wort gezeigt wurde rief er aufgeregt: „Oh, man kann es kaum noch lesen,
wir müssen diesem Wort helfen, es ist ganz schwach geworden!“ - „Aber wie?“, fragte
das Wörterbuch. „Es ist doch ganz einfach“, sagte der Schmetterling, „du musst dieses
Wort jeden Tag anschauen, es braucht viel Aufmerksamkeit weil es sehr wichtig ist. Das
Wort “Liebe“ wird wieder erscheinen, wenn wir zuerst das Wort “Vertrauen“ gestärkt
haben. Und weißt du was?“, sprach der Schmetterling „Ich habe so viel Blütenstaub bei
mir, sollen wir nicht etwas davon auf das Wort “Vertrauen“ streuen? Vielleicht wird es
sich freuen?“ - Der Schmetterling streute alles, was er bei sich hatte auf das Wort und
flatterte nun glücklich um das Wörterbuch herum. „Du bist sehr lieb.“, sagte es gerührt
zum Schmetterling, und schaute besorgt auf das Wort. „Das kann doch nicht wahr sein!
Ein Wunder ist geschehen!“, schrie es plötzlich auf. “Vertrauen“ war nicht mehr blass und
schwach, es leuchtete in den Farben des Schmetterlings, in den Farben eines
Regenbogens!
„Aber das Wort Liebe, das Wort Liebe, es muss wieder her!“, sagte sorgenvoll das
Wörterbuch. „Schau doch mal nach!“, empfahl der Schmetterling mit einem
geheimnisvollen Lächeln. Es blätterte und blätterte.. Jan.. .let.. . Liebe! Noch ganz, ganz
schwach, aber doch schon gut zu erkennen, war das Wort “Liebe“ wieder da!
Das Wörterbuch weinte vor Glück.



°°°°°

Graziella Torboli