martedì 30 ottobre 2012

Monolog

Ich wollte sagen..
Hörst du meine Worte?
Sie schweben um dich.
       
          Siehst du meine Worte?
          Sie liegen um dich,
          zertreten und verstummt.

         °°°°°°

Graziella Torboli
2012

domenica 28 ottobre 2012

Cuor di mamma, cuor di donna


Cuor di mamma, cuor di donna


I due cuori sono uno
Che si alternano e confondono

Sentimenti intrecciati
Alle volte squilibrati

Cuor di mamma dà Amore
Cuor di donna vuole Amore

Cuor di mamma che perdona
Cuor di donna che ragiona

Cuor di mamma che intuisce
Cuor di donna che reagisce

Cuor di mamma dà la Vita
Cuor di donna vuol la Vita

Cuor di mamma ha temperanza
Cuor di donna vuol conoscenza

Cuor di mamma è generoso
Cuor di donna è pretenzioso

Cuor di mamma culla un bimbo
Cuor di donna culla un sogno

Se il conflitto ci raggiunge
Non lasciamoci ingannare

Ma doniamo ai nostri cuori
Due meravigliose ali.

°°°°°

Graziella Torboli
Ottobre 2012

sabato 27 ottobre 2012

un giorno

oggi e´stata una giornata grigia e piovigginosa. Non ho mai visto il sole. Ho acceso la stufa a legna in cucina ed ho fatto la gelatina di mele cotogne.
Ho preparato il rosmarino del mio orto, che avevo essicato, per macinarlo. Ho cucito dei sacchettini per i gioielli che crea mio figlio.
Non ho fatto grandi cose ma sono soddisfatta e mi sento felice nella mia casa.
Vorrei trasmettere ad altri quanto e´bella una giornata di silenzio con solo pioggia e vento ma con il fuoco della stufa a legna che scoppiettando racconta ...............


Graziella Torboli 2012

Eine Mutter erzählt......


Wenn die Kinder schlafen...


Es ist Abend. Ich bin allein und sitze an unserem großen Tisch in der Küche.
Ich genieße die Ruhe, die ersehnte Ruhe, auf die ich den ganzen Tag gewartet habe.
Die Kinder schlafen und überall im Haus ist es still. Ich sitze und esse ganz allein mein Abendbrot. Ausnahmsweise bin ich wirklich allein und horche ganz interessiert auf die  Geräusche, die das Haus und alles draußen von sich geben. Das Ticken der Küchenwanduhr und der tropfende Wasserhahn, der ewig undicht ist, wechseln  sich  im Takt ab. Es entsteht dabei ein Rhythmus, es ist wie Musik. Toc, tic, toc, tic... Ich freue mich und höre weiter zu. Von draußen höre ich das Sausen von Autos auf der Hauptstraße, es ist nicht sehr laut, es wirkt  als angenehme Hintergrundbegleitung und fügt sich sehr passend in den Rhythmus des Tickens und des Tropfens ein. Ich  esse weiter mein Abendbrot, es ist fast ein Nachtbrot, denn es ist schon ziemlich spät. Die Rhythmen des stillen Abends schweben um mich herum, ich denke nach. Hin und wieder muß ich die Ohren spitzen, weil ich etwas anderes höre oder zu hören denke.
Weint ein Kind? Ich halte einen Moment inne und spitze die Ohren. Nein, es war kein weinendes Kind, es war kein rufendes Kind, es war wieder das Echo.
So nenne ich inzwischen die Töne, die ich abends zu hören denke. Es wirkt wie ein langsames Nachlassen des ganzen Geschreis vom Tage. Es dauert wohl immer eine Weile bis die Stimmung im Haus sich beruhigt hat, nicht zu sprechen  von mir.
Trotzdem gehe ich kurz nach oben, wo alle meine Schätzchen schlafen und schaue nach, ob alles in Ordnung ist. Ich gehe von Bett zu Bett, von Zimmer zu Zimmer.  Alle sieben schlafen wie die Engel. Wie genieße ich diesen wunderbaren Moment, wo alle schlafen, alle gesund sind, alle nicht mehr schreien.
Diese Ruhe um mich herum ist derartig schön, daß ich trotz meiner Müdigkeit noch nicht ins Bett gehen kann. Außerdem muß ich mich noch etwas entspannen.
Ich lasse meine Ohren frei,  frei von der Verpflichtung des Hörens.  Meine Augen auch,  frei von der Verpflichtung des Sehens,  mein Kopf muß auch nicht mehr denken. Ich darf endlich einmal träumen. Ich darf endlich einmal  fliegen wie ein Schmetterling auf Blumenwiesen in phantastischen Welten, mich in Regenbogen einwickeln und mich auf rosa Wolken ausruhen, auf Delphinen über den Ozean reiten und mich von einem großen Adler in den Himmel hinauf tragen lassen,  damit ich  von dort die ganze Welt bewundern kann.

Das Träumen  wird  plötzlich gestört. Ein Schmerz in meinem Ellenbogen hat mich in die Realität zurückgebracht, ich hatte ihn wohl beim Träumen zu stark auf den Holztisch gedrückt. Ich schaue um mich, ich bin wieder in meiner Küche. Ich reibe mir die müden Augen und die Realität nimmt wieder von mir Besitz.
Der vergangene Tag kommt plötzlich auf mich zu, er nimmt alle meine Gedanken ein und ich erlebe das Geschehen des Tages wieder.

Heute war wirklich ein schwerer Tag. Vier Kinder in der Schule, drei zu Hause.
Es ist fast nicht zu beschreiben in welche Zustände man gerät, wenn in der Mittagszeit alle aus der Schule nach Hause kommen, während ich mit der Vorbereitung des Mittagessens beschäftigt bin. Es ist  einfach nicht möglich einen klaren Kopf zu bewahren.
Heute war es wieder so weit. Ein Aufeinanderfolgen von zugespitzten Situationen hat mich in der Überzeugung  bestärkt, das Mütter  ein  zweites Nervensystem bräuchten. Es wäre ein gerechter Antrag an Mutter Natur; schließlich soll auch Müttern die Lust zum Lachen erhalten bleiben.

Meine drei  kleinen Kinder sollten im Kinderzimmer spielen, dennoch waren sie sich ständig am zanken und riefen jede Sekunde “Mami”...”Mami”..
Wenn sie zufällig still waren, mußte ich schnell hingucken, denn  wenn Kinder nicht schreien, denken sie sich etwas aus und dies ist viel aufregender.
Sie rasten ständig in die Küche rein und  wieder heraus, während ich auf jeden meiner Schritte scharf aufpassen mußte.

Ich bemühte mich, das Mittagessen vorzubereiten.
Der Kleinste kam und zeigte auf seine Windeln. Oh nein, das auch noch!
Alle Töpfe vom Herd weg und schnell ins Badezimmer ( eine Etage höher).
Das Telephon, das  besonders von 12 bis 14 Uhr sehr aktiv wird, begann sich  ununterbrochen zu melden, wobei ich erst zur Stelle sein konnte, nachdem ich  den Telephonhörer  dem Anspruch der Kinder entwunden hatte. Es ist ja bekannt, wie gerne Kinder  telephonieren. Da sich meine Küche zwischen dem Kinderzimmer und dem Raum, wo das Telephon plaziert war, befand, raste ich ununterbrochen entweder nach links oder nach rechts, und ab und zu konnte ich mich kurz am Kochherd aufhalten, um mal  den einen oder anderen Deckel vom Topf zu heben, denn da kam schon der nächste Anruf.

Meine tolle Hilfe war ein Haushaltslehrling. Sie stand mir ständig zur Seite......und wartete geduldig auf meine Wünsche. Heute stand sie vor dem Waschbecken und wartete,  weil sie erklärt haben wollte, wie sie den Salat waschen sollte. Sie verlangte eine quasi wissenschaftliche Erklärung, denn sie mußte darüber einen Bericht  für die Berufsschule schreiben. Ich mußte tief Luft holen.
Doch bevor ich zu diesem komplizierten Vorgang  den ersten Satz ausprechen konnte, kam auch schon das erste Kind, mein Sohn, aus der Schule. Er kam nicht normal herein, er katapultierte zur Haustür hinein mit einer ungeheuren Geschwindigkeit, die meine gesamte Aufmerksamkeit verlangte, um mir zu erzählen, wie er beim Pausenbrotessen  auf eine Wespe gebissen hätte und dadurch auf die Spitze seiner Zunge gestochen wurde. Es war sehr aufregend und ich kümmerte mich kurz um seine verletzte Zunge.  Der Lehrling wartete geduldig, der Salat auch.
Das Telephon klingelte. Die drei Kleinen stolperten in die Küche und wollten die verletzte Zunge aus der Nähe sehen.
Ich schaute kurz in die Töpfe und widmete mich dabei gleichzeitig einer meiner Töchter, die mit ihrem halb gestrickten Pullover zu mir kam und für die Fortsetzung ihres Kunstwerks Hilfe brauchte. Ich strickte eine Reihe, erklärte, wo der Fehler war und lief schnell zu den Kleinen, weil sie so laut schrien.

Der Lehrling und der Salat warteten geduldig.
Der Lärm in der Küche nahm inzwischen sehr zu. Die Kinder waren fast vollzählig wieder zuhause und alle waren um mich herum, nicht zuletzt deshalb, weil sich nach der Schule alle aussprechen wollten.
Ich versuchte hartnäckig weiter zu kochen, obwohl ich nur noch eine Hand zur Verfügung hatte, weil ich mit der anderen  meinen Jüngsten halten mußte, der gerade Streicheleinheiten von mir brauchte, da er etwas müde war.
Als das letzte Kind, ein Mädchen, nach Hause kam, konnte man sich nur noch durch Schreien verständigen. Sie  wollte unbedingt etwas erzählen und  gab nicht auf, denn was sie in der Geschichtsstunde erfahren hatte war viel zu aufregend. So schrie sie mir ohne Punkt und Komma die Geschichte von der Verfolgung der  Christen in der Römerzeit entgegen. Sie erzählte es so phantastisch gut, daß ich auf einmal die Töpfe vergaß. Quel  malheur! Ich töpfte das Essen um und wusch den Salat. Der Lehrling schrieb auf.

Das Mittagsessen war fertig, wir saßen alle am Tisch, zehn Personen. Der Kampf war beendet. Mein ahnungsloser Mann saß am Tisch, wartete glücklich auf das, was seine liebe Frau wieder Tolles gekocht hatte und beschwerte sich über die unruhigen  Kinder.

Wenn ich nicht oft denken würde, daß das Leben ein Theaterstück ist, dann könnte ich wahrhaftig nicht mit nur einem Nervensystem auskommen.


°°°°°°°°


Graziella Torboli 
1990























3

Il sospetto


Il sospetto



Il sospetto di sicuro,
Non dev´essere ascoltato,

Ti raggira, ti confonde,
Fa vedere solo ombre,

E  un insetto dispettoso
Ed e´quanto mai dannoso,

E´una zecca maliziosa
Silenziosa e assai vogliosa,

Succhia il sangue tuo vitale,
Ti danneggia , ti fa male.

Solo nella tua chiarezza
Puoi trovare una certezza

Ci vuol sempre del coraggio
Per scoprir la verita´

E se segui questa via
Il sospetto svanira´.
.
°°°°°°

Graziella Torboli
2012

martedì 9 ottobre 2012

Eine "gute Nacht" Geschichte




Eine neugierige kleine Feder...


....... stellte sich eines Tages die Frage, warum sie immer auf der kleinen Ente bleiben sollte.
Nicht, dass sie mit der Ente unzufrieden gewesen wäre.
Oh, nein!, sie fand es sehr schön tagein tagaus geschaukelt zu werden. Es war auch interessant, dem Geschnattere der Enten zuzuhören. Sie hatten immer sehr viel zu berichten. Ihr ständiger Ärger mit den Schwänen sorgte für viel Geschwätz und alle Teichbewohner amüsierten sich darüber. Selbst die Frösche sangen nachts Lieder darüber und spotteten gern, sowohl über die Schwäne als auch über die Enten. Doch am liebsten hörte die kleine Feder das Vogelkonzert am frühen Morgen. Geschaukelt zu werden und Musik zu hören, das war ihr Lebenselixier. Auch das tägliche Baden wäre ein wahrer Genuss gewesen, wenn sie sich dabei nicht immer hätte krampfhaft festhalten müssen, um vom gelben Schnabel der Ente, der durch alle Federn Hausputz machte,  nicht rausgerissen zu werden.
Sie sah täglich viele ihrer Freundinnen kurz auf dem Wasser schwimmen, bevor sie an das Ufer des Teichs geschwemmt wurden und schließlich im Schlamm landeten. „ Nein, so wollte sie nicht enden.“ Sie fand sich sehr schön, wenn ihre weisse Farbe in der Sonne leuchtete und ihr weiches, zartes Wesen in der Morgenbrise wehte.
Leider gab es auch Tage, an denen ein starker Wind aufkam. Er sauste so heftig durch sie und ihre Mitbewohnerinnen, dass man im nachhinein nicht mehr wusste, wo einem der Kopf stand. Das war sehr aufregend für die kleine Feder, weil dies auch nicht ganz ungefährlich war, denn viele von ihnen wurden vom Wind einfach weggerissen und wer weiss wohin gepustet.
So hielt sich die kleine Feder immer sehr fest an ihr Entlein und das Entlein war sehr froh so warm gehalten zu werden.
Jedoch die Frage, ob es noch etwas anderes gäbe, als sich an das Entlein zu klammern, stellte sich die kleine Feder immer wieder. Sie träumte davon, die am Horizont stehenden Berge
einmal von nahem zu sehen und sogar zu besteigen. Natürlich waren das nur Träume einer kleinen Feder, die nichts anderes gesehen hatte, als den Teich in dem die Entlein schwammen. Aber diese Träume waren Sehnsüchte und Wünsche, die aus ihrer Neugierde und Lebensfreude entstanden waren. Ja, sie war ein sehr neugieriges und abenteuerlustiges Federlein.

Eines Tages merkte sie, dass nichts war wie sonst. Sie spürte kein schaukeln, keine leichte Brise wehte, sogar das tägliche Bad fand nicht statt. Sie sah die Sonne, aber sie ahnte nicht, dass es das letzte Mal sein würde.
Sie spürte plötzlich, wie sie durch einen starken Ruck vom Entlein abgerissen wurde und in einem dunklen Raum landete mit vielen anderen Federn zusammen.
Alle Federn flogen ziellos und erschrocken herum. Sie kamen und kamen nicht zur Ruhe. Die kleine neugierige Feder flog auch, mittendrin.
Sie flog mitten im Chaos, bemühte sich die Fassung nicht zu verlieren und fragte sich dauernd neugierig: „ Was ist passiert? Ich muss es herausfinden.“
Sie hatte, wie alle anderen grosse Angst und fragte sich: „ Was wird mit mir geschehen?
Die Zeit verging. Wie lange? Der Feder kam es unglaublich lang vor und sie war fast am Verzweifeln, als sie plötzlich eine bekannte Stimme hörte.
Im Gewühl der dunklen Kammer konnte sie zuerst nicht erkennen, welche Stimme es war. Doch als sie aufmerksam horchte, erkannte sie die Stimme der Frau, die sie öfters in der Nähe des Teiches sprechen oder rufen gehört hatte. „ Aber, aber, was machen die Menschen hier?“, fragte sich die kleine Feder.
In der dunklen Kammer wurde es immer enger und enger und die Federn rückten immer näher zusammen, so dass sie trotz ihrer Aufregung fast nicht mehr herumschweben konnten. Alles schien sich beruhigt zu haben, als die kleine Feder ein leichtes Klopfen von aussen spürte, was alle Federn schon wieder hochspringen liess. Das Klopfen dauerte eine Weile, bis die kleine Feder eine Stimme sagen hörte:
„So, Tommy, dein Kissen ist fertig.“
Die neugierige Feder vergass ihre Angst und begann über ihre neue Bleibe nachzudenken. Sie wollte unbedingt wissen, warum sie in diesem stockdunklen Ort gelandet war. Ihre Neugierde war sehr gross und im Gegensatz zu den anderen Federn, die andauernd jammerten, zog sie vor, die Zeit mit vielen Fragen und Gedanken zu verbringen.
Es verging eine lange Zeit bis sie plötzlich den Druck eines runden Gegenstandes auf sich spürte. Sofort wurde sie aufmerksam. „ Es tut sich etwas“, sagte sich die kleine Feder gespannt. Alle anderen Federn hatten es auch gespürt und vor Schreck das Jammern vergessen. Alle hielten den Atem an und merkten auf einmal, dass der runde Gegenstand immer wärmer wurde. Das war die angenehmste Überraschung des Tages, dachte die kleine Feder. Dann hörte man eine feine Stimme singen. Sie sang so schön, dass die Feder ewig zugehört hätte. Doch auf einmal hörte das Singen auf und der runde Gegenstand drückte zart und warm auf die Federn und bewegte sich nicht mehr.
Die kleine Feder dachte lange nach, doch ihre vielen vielen Fragen blieben unbeantwortet. Warum hatte sich ihr Leben so geändert, warum war sie im Dunkeln eingesperrt, warum, warum, warum....
In der Dunkelheit liess es sich für die kleine Feder zuerst sehr mühsam leben. Ihr war unter anderem auch langweilig. Sie nahm sich vor, eine Beschäftigung zu finden.
Zum Beispiel, was war draussen los? Was war der runde Gegenstand? Wer sang so schön? Was sagten sie? Sie nahm sich vor, jedes Geräusch zu beachten und machte ein Spiel daraus. Ein Beobachtungsspiel. Diese Idee erfüllte sie mit Glück und wie es auch glückliche Menschen oft tun, teilte sie ihre Idee den anderen Federn mit, um sie zum Mitmachen anzuregen. Leider liess sich keine dazu überreden, sie waren alle zu faul oder zu müde. Wohl oder übel musste die kleine Feder ihr Beobachtungsspiel allein betreiben. Das tat sie auch. So begann ihr Beobachtungsspiel. Sie stellte fest, dass die vielen Geräusche auch verschiedene Töne hatten. Sie begann, die Kinderstimmen von denen der Erwachsenen zu unterscheiden. Am Teich hatte sie damals auch mal kleine Kinder gesehen und gehört. Sie erfuhr auch, dass sie in der Nähe des Teiches war, denn die Stimmen waren die gleichen. „ Warum bin ich dann hier im Dunkeln?“, fragte die kleine Feder sich immer wieder.
Ihr Beobachtungsspiel brachte ihr eines Tages den ersten Erfolg. Sie hatte herausgefunden, dass der runde Gegenstand, der oft auf sie drückte, der Kopf eines Kindes war. Sie hatte ihn an seiner Stimme wiedererkannt.
Die kleine Feder hatte auch festgestellt, dass die Abstände des Kommen und Gehens des Kindes immer gleich waren. Sie wartete nun nur darauf, ihn wieder zu spüren.
Tagsüber war ihr etwas zu wenig los. Bis auf die tägliche Aufregung, bei der sie alle geschüttelt und geklopft wurden, bis ihnen speiübel war, passierte nicht viel.
Doch am Abend, wenn draussen die Stille eintrat, kam immer das Kind. Sie wartete den ganzen Tag auf diese Stille. Sie wartete auf das Kind, auf den runden Gegenstand, der sich so warm und zart anfühlte.
Sein leichtes Ein-und Ausatmen wirkte auf sie wie eine Sprache. Sie lernte dadurch seinen Schlaf zu verstehen, ob es ihm gut ging oder schlecht. Als alle anderen Federn in der Wärme einschliefen, begann für die kleine Feder die Spannung. Das Wachen über  die Nachtruhe des Kindes wurde zu ihrer Aufgabe.
Es verging eine lange Zeit.
Nacht für Nacht hatte die kleine Feder das schlafende Kind bewacht. Sie hatte sehr viel erlebt und kannte viel von ihm. Da sie nicht mit ihm sprechen konnte, hatte sie sich viele Strategien überlegt, um ihm Gutes zu tun.
Wenn es sich am Abend schwer aufs Bett fallen lies, wusste sie, dass es sich hilfslos fühlte. „ Warum ist das Kind traurig? Was kann ich für es tun?“, fragte sich die kleine Feder. Dann lies sie alle Federn zusammen kommen und gab Anweisungen, sich gemeinsam von links nach rechts und von rechts nach links zu bewegen, was sich von aussen wie ein Streicheln anfühlte. Das wirkte auf das Kind immer. Es wurde gestreichelt, bis es sich nicht mehr rührte. Bis es soweit war, dauerte es manchmal sehr lange und alle Federn waren danach richtig erschöpft. Die kleine Feder wusste, dass wenn das Kind schnell einschlief, es nicht zu traurig war, aber wenn es lange brauchte, grossen kummer hatte.
Es gab auch Nächte, in denen das Kind sehr unruhig träumte und sogar aus Angst wach wurde und zu weinen anfing. Das war ganz schlimm und die kleine Feder fürchtete diese Nächte. Deshalb hatte sie sich etwas Besonderes ausgedacht, um diese Alpträume des Kindes zu vermeiden. Sobald sie aus dem Atem des Kindes heraushörte, dass unschöne Träume im Anmarch waren, gab sie allen Federn das Signal zu hüpfen, bis das Kind wach oder fast wach geschüttelt wurde. Dann schlief es direkt wieder ein, weil das Streicheln der Federn eingesetzt wurde. Manche Nächte wurden für die Federn ein regelrechter Arbeitstag.
Wieder war viel Zeit vergangen. Viele Nächte hatte die kleine Feder den Schlaf des Kindes bewacht. Es war ihr grösster Freund geworden und sie liebte es. Sie hätte gerne gewusst, wie es aussah, aber sie konnte aus der dunklen Kammer nicht hinaus. Doch mit den Augen der Fantasie konnte sie es sich vorstellen und es sah wunderschön aus. Sie hatte auch bemerkt, dass es grösser geworden war, weil sich sein Kopf nicht mehr so leicht anfühlte wie früher. Ihr grösster Wünsch war, das Kind einmal sehen zu können.
Eines Tages, bevor die grosse Stille eingetreten war, kam überraschenderweise das Kind und legte sich aufs Bett. Die kleine Feder merkte aber, dass es seinen Kopf nicht auf das Kissen gelegt hatte. Sie  fühlte sich plötzlich gedrückt, festgehalten und hörte ein regelmässiges starkes Klopfen. „ Was wird das sein?“, rätselte die kleine Feder.
Dann hörte sie ein Schluchzen. Das Kind weinte. Das Klopfen hörte nicht auf und es hämmerte und hämmerte.
Auf einmal fiel es der kleinen Feder ein!
Dieses Klopfen hatte sie schon einmal gehört. „ Ja,Ja“, schrie sie los, es war bei der Ente gewesen. Sie hatte immer wieder dieses leichte Klopfen gehört und erfahren, dass es das Klopfen des Herzens war. Jetzt wusste sie auch was draussen geschehen war.
Das Kind hatte das Kissen, das es so liebte, ans Herz gedrückt, als ob es von ihm Halt gesucht hätte. Ja, das Kind hatte grossen Kummer. Als die warme Tränen des Kindes durch das Kissen flossen, fühlte sich die kleine Feder ganz hilflos.
Alle Federn waren regungslos. Sie waren vor Traurigkeit erstarrt. Die kleine Feder wünschte sich gross und stark zu sein, um sich aus dem dunklen Raum befreien zu können. Sie wünschte sich, dem Kind noch näher zu sein, um ihm Trost und Freude zu schenken.
Sie wünschte sich, es zu kitzeln, um es zum Lachen zu bringen...
Sie wusste leider, dass diese Wünsche nicht zu erfüllen waren. Doch etwas musste sie trotzdem versuchen, sie schaffte es nicht bei so viel Leid untätig zu bleiben.
Sie rief alle Federn zu sich und forderte sie auf, die Streichelbewegung einzusetzen, besonders aber dort, wo das Klopfen am stärksten zu spüren war.
Tausend und abertausende kleine Federn streichelten das Herz des kleinen weinenden Kindes bis es einschlief.
„Gute Arbeit“, lobte die kleine Feder und dann schliefen sie vor Erschöpfung alle ein.

Eines Tages, nach dem üblichen morgendlichen Schütteln und Klopfen, lag das Kissen frisch gelüftet auf dem Bett. Alles sah wie immer aus. Jedoch im Kissen, wo die kleine Feder mit allen anderen wohnte, herrschte grosse Aufregung. Ein Lichtstrahl war in den dunklen Raum gedrungen. Alle Federn hatten sich vor dem Lichtstrahl zusammengedrückt, um festzustellen was es war. Sie drängten und drängten so sehr, dass es unmöglich wurde, etwas zu sehen. Die kleine Feder, die bei allen inzwischen viel Respekt gewonnen hatte, schaffte es den Tumult zu beseitigen. Nachdem sich alle von dem Lichtstrahl entfernt hatten, näherte sie sich ihm und wurde von dem Licht geblendet, doch nicht so stark, dass sie nicht weiter gehen konnte. Sie ging auf das Licht zu und auf einmal war sie auch schon draussen. Ein Windzug hatte sie regelrecht herausgesogen. Sie flog im Raum herum. Sie war frei. Sie sah die Sonne. Welches Glück spührte die kleine Feder. Unbeschreiblich!
Sie sah endlich den Raum, in dem sie so viele Jahre gelebt hatte. Sie wollte alles, aber wirklich alles sehen. Sie flog unermüdlich. Sie liess sich vom Wind von links nach rechts treiben. Sie legte sich auf jedes Möbelstück. Sie streckte sich und schüttelte sich. „Die Sonne, die Sonne!“ schrie sie glücklich immer wieder.
Doch worüber sie sich besonders freute, war der Gedanke, dass sie jetzt endlich das Kind sehen konnte.
Plötzlich fielen ihr die Federn ein, die noch in der dunklen Kammer waren. Sie flog schnell bis zu der kleinen Öffnung und schaute hinein. Viele kleine Federn standen reglos vor ihr und schauten sie an. „Na, was ist? Kommt ihr nicht mit?“, fragte die kleine Feder.
Nach einer Weile eisiger Stille wagte eine Feder zu sprechen und sagte: „ Wir wollen nicht nach draussen gehen, wir sind an diesen Ort gewöhnt und wollen hier bleiben.“
Die kleine Feder war sprachlos, sie konnte sie nicht verstehen und vielleicht wollte sie auch nicht. Sie grüsste alle und ließ sich wieder vom Wind hochtreiben.
Sie schwebte stundenlang vom Wind getragen und genoss die gewonnene Freiheit.
Schließlich ließ sie sich auf dem Kleiderschrank nieder. Dort wollte sie bleiben und auf das Kind warten.
Als es schon dunkel war und die kleine Feder halb eingeschlafen war, ging die Tür plötzlich auf und das Licht wurde eingeschaltet.
Wieder blendete das Licht die kleine Feder, die solange im Dunkeln gelebt hatte und deshalb nicht direkt erkennen konnte, wer ins Zimmer getreten war.
Kurz danach konnte sie aber genau hinschauen und da sah sie ihn. Es war das Kind, das sie schon so viele Jahre kannte. Sie erkannte es direkt, denn es sah genau so schön aus, wie sie es sich vorgestellt hatte.
Seine Augen leuchteten wie Sterne und sein Kopf war mit schwarzen glänzenden Locken bedeckt. „ Genau so hatte ich mir das Kind vorgestellt“, sagte sich die kleine Feder begeistert.
Von hoch oben auf dem Kleiderschrank beobachtete sie alles, was der Junge machte, bis er sich ins Bett legte.
Dann schaute sie hinunter, gab sich einen Ruck, flog auf ihn zu und legte sich auf seine Wange. Sie wünschte sich schon lange, ihm einen Kuss zu geben.
Das Kind bemerkte die Feder auf seiner Wange, nahm sie in die Hand, schaute sie an und entzückt streichelte es sie über sein Gesicht. „ Was für eine wunderschöne Feder“, sagte es leise. Danach stand es auf, öffnete seinen Schrank und holte seinen Hut heraus an dem schon ein Edelweiss steckte.
In einer Hand hielt es den Hut, in der anderen die kleine Feder. Ohne zu zögern steckte es die kleine Feder neben das Edelweiss und sagte leise: „ Jetzt wirst auch du immer mit mir in den Bergen wandern.“
Die kleine Feder konnte es nicht fassen. „ In die Berge! Ich werde in die Berge gehen!“

Alle ihre Träume gingen an jenem Tag in Erfüllung und die kleine Feder stolzierte glücklich ein Leben lang auf dem Hut  des geliebten Kind.


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Graziella Torboli 2003












9


sabato 6 ottobre 2012

Ägypten


Das Tal der Könige

Drückende Hitze,
Sandfarbene Felsen,
Im Halbkreis geflochten.

Eine Wiege des unendlichen Schlafes,
Ein Tal der Hoffnung ..., auf danach.
Ein Haufen ruhender Schätze.

Durchlöcherter Fels
Durch menschliche Gier,
Durch menschliche Neugier.

Der Schlaf der Könige
Vom Licht gestört,
Von Schätzen beraubt.

Der Tod einer Illusion,
Die (Wieder-)Geburt einer alten Kultur.
Ein Staunen der Moderne.

°°°°°
Graziella Torboli
 2006