sabato 27 ottobre 2012

Eine Mutter erzählt......


Wenn die Kinder schlafen...


Es ist Abend. Ich bin allein und sitze an unserem großen Tisch in der Küche.
Ich genieße die Ruhe, die ersehnte Ruhe, auf die ich den ganzen Tag gewartet habe.
Die Kinder schlafen und überall im Haus ist es still. Ich sitze und esse ganz allein mein Abendbrot. Ausnahmsweise bin ich wirklich allein und horche ganz interessiert auf die  Geräusche, die das Haus und alles draußen von sich geben. Das Ticken der Küchenwanduhr und der tropfende Wasserhahn, der ewig undicht ist, wechseln  sich  im Takt ab. Es entsteht dabei ein Rhythmus, es ist wie Musik. Toc, tic, toc, tic... Ich freue mich und höre weiter zu. Von draußen höre ich das Sausen von Autos auf der Hauptstraße, es ist nicht sehr laut, es wirkt  als angenehme Hintergrundbegleitung und fügt sich sehr passend in den Rhythmus des Tickens und des Tropfens ein. Ich  esse weiter mein Abendbrot, es ist fast ein Nachtbrot, denn es ist schon ziemlich spät. Die Rhythmen des stillen Abends schweben um mich herum, ich denke nach. Hin und wieder muß ich die Ohren spitzen, weil ich etwas anderes höre oder zu hören denke.
Weint ein Kind? Ich halte einen Moment inne und spitze die Ohren. Nein, es war kein weinendes Kind, es war kein rufendes Kind, es war wieder das Echo.
So nenne ich inzwischen die Töne, die ich abends zu hören denke. Es wirkt wie ein langsames Nachlassen des ganzen Geschreis vom Tage. Es dauert wohl immer eine Weile bis die Stimmung im Haus sich beruhigt hat, nicht zu sprechen  von mir.
Trotzdem gehe ich kurz nach oben, wo alle meine Schätzchen schlafen und schaue nach, ob alles in Ordnung ist. Ich gehe von Bett zu Bett, von Zimmer zu Zimmer.  Alle sieben schlafen wie die Engel. Wie genieße ich diesen wunderbaren Moment, wo alle schlafen, alle gesund sind, alle nicht mehr schreien.
Diese Ruhe um mich herum ist derartig schön, daß ich trotz meiner Müdigkeit noch nicht ins Bett gehen kann. Außerdem muß ich mich noch etwas entspannen.
Ich lasse meine Ohren frei,  frei von der Verpflichtung des Hörens.  Meine Augen auch,  frei von der Verpflichtung des Sehens,  mein Kopf muß auch nicht mehr denken. Ich darf endlich einmal träumen. Ich darf endlich einmal  fliegen wie ein Schmetterling auf Blumenwiesen in phantastischen Welten, mich in Regenbogen einwickeln und mich auf rosa Wolken ausruhen, auf Delphinen über den Ozean reiten und mich von einem großen Adler in den Himmel hinauf tragen lassen,  damit ich  von dort die ganze Welt bewundern kann.

Das Träumen  wird  plötzlich gestört. Ein Schmerz in meinem Ellenbogen hat mich in die Realität zurückgebracht, ich hatte ihn wohl beim Träumen zu stark auf den Holztisch gedrückt. Ich schaue um mich, ich bin wieder in meiner Küche. Ich reibe mir die müden Augen und die Realität nimmt wieder von mir Besitz.
Der vergangene Tag kommt plötzlich auf mich zu, er nimmt alle meine Gedanken ein und ich erlebe das Geschehen des Tages wieder.

Heute war wirklich ein schwerer Tag. Vier Kinder in der Schule, drei zu Hause.
Es ist fast nicht zu beschreiben in welche Zustände man gerät, wenn in der Mittagszeit alle aus der Schule nach Hause kommen, während ich mit der Vorbereitung des Mittagessens beschäftigt bin. Es ist  einfach nicht möglich einen klaren Kopf zu bewahren.
Heute war es wieder so weit. Ein Aufeinanderfolgen von zugespitzten Situationen hat mich in der Überzeugung  bestärkt, das Mütter  ein  zweites Nervensystem bräuchten. Es wäre ein gerechter Antrag an Mutter Natur; schließlich soll auch Müttern die Lust zum Lachen erhalten bleiben.

Meine drei  kleinen Kinder sollten im Kinderzimmer spielen, dennoch waren sie sich ständig am zanken und riefen jede Sekunde “Mami”...”Mami”..
Wenn sie zufällig still waren, mußte ich schnell hingucken, denn  wenn Kinder nicht schreien, denken sie sich etwas aus und dies ist viel aufregender.
Sie rasten ständig in die Küche rein und  wieder heraus, während ich auf jeden meiner Schritte scharf aufpassen mußte.

Ich bemühte mich, das Mittagessen vorzubereiten.
Der Kleinste kam und zeigte auf seine Windeln. Oh nein, das auch noch!
Alle Töpfe vom Herd weg und schnell ins Badezimmer ( eine Etage höher).
Das Telephon, das  besonders von 12 bis 14 Uhr sehr aktiv wird, begann sich  ununterbrochen zu melden, wobei ich erst zur Stelle sein konnte, nachdem ich  den Telephonhörer  dem Anspruch der Kinder entwunden hatte. Es ist ja bekannt, wie gerne Kinder  telephonieren. Da sich meine Küche zwischen dem Kinderzimmer und dem Raum, wo das Telephon plaziert war, befand, raste ich ununterbrochen entweder nach links oder nach rechts, und ab und zu konnte ich mich kurz am Kochherd aufhalten, um mal  den einen oder anderen Deckel vom Topf zu heben, denn da kam schon der nächste Anruf.

Meine tolle Hilfe war ein Haushaltslehrling. Sie stand mir ständig zur Seite......und wartete geduldig auf meine Wünsche. Heute stand sie vor dem Waschbecken und wartete,  weil sie erklärt haben wollte, wie sie den Salat waschen sollte. Sie verlangte eine quasi wissenschaftliche Erklärung, denn sie mußte darüber einen Bericht  für die Berufsschule schreiben. Ich mußte tief Luft holen.
Doch bevor ich zu diesem komplizierten Vorgang  den ersten Satz ausprechen konnte, kam auch schon das erste Kind, mein Sohn, aus der Schule. Er kam nicht normal herein, er katapultierte zur Haustür hinein mit einer ungeheuren Geschwindigkeit, die meine gesamte Aufmerksamkeit verlangte, um mir zu erzählen, wie er beim Pausenbrotessen  auf eine Wespe gebissen hätte und dadurch auf die Spitze seiner Zunge gestochen wurde. Es war sehr aufregend und ich kümmerte mich kurz um seine verletzte Zunge.  Der Lehrling wartete geduldig, der Salat auch.
Das Telephon klingelte. Die drei Kleinen stolperten in die Küche und wollten die verletzte Zunge aus der Nähe sehen.
Ich schaute kurz in die Töpfe und widmete mich dabei gleichzeitig einer meiner Töchter, die mit ihrem halb gestrickten Pullover zu mir kam und für die Fortsetzung ihres Kunstwerks Hilfe brauchte. Ich strickte eine Reihe, erklärte, wo der Fehler war und lief schnell zu den Kleinen, weil sie so laut schrien.

Der Lehrling und der Salat warteten geduldig.
Der Lärm in der Küche nahm inzwischen sehr zu. Die Kinder waren fast vollzählig wieder zuhause und alle waren um mich herum, nicht zuletzt deshalb, weil sich nach der Schule alle aussprechen wollten.
Ich versuchte hartnäckig weiter zu kochen, obwohl ich nur noch eine Hand zur Verfügung hatte, weil ich mit der anderen  meinen Jüngsten halten mußte, der gerade Streicheleinheiten von mir brauchte, da er etwas müde war.
Als das letzte Kind, ein Mädchen, nach Hause kam, konnte man sich nur noch durch Schreien verständigen. Sie  wollte unbedingt etwas erzählen und  gab nicht auf, denn was sie in der Geschichtsstunde erfahren hatte war viel zu aufregend. So schrie sie mir ohne Punkt und Komma die Geschichte von der Verfolgung der  Christen in der Römerzeit entgegen. Sie erzählte es so phantastisch gut, daß ich auf einmal die Töpfe vergaß. Quel  malheur! Ich töpfte das Essen um und wusch den Salat. Der Lehrling schrieb auf.

Das Mittagsessen war fertig, wir saßen alle am Tisch, zehn Personen. Der Kampf war beendet. Mein ahnungsloser Mann saß am Tisch, wartete glücklich auf das, was seine liebe Frau wieder Tolles gekocht hatte und beschwerte sich über die unruhigen  Kinder.

Wenn ich nicht oft denken würde, daß das Leben ein Theaterstück ist, dann könnte ich wahrhaftig nicht mit nur einem Nervensystem auskommen.


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Graziella Torboli 
1990























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