lunedì 9 aprile 2012


 Frau Lust


In einem Ort, in dem sie ganz alleine wohnte, ging Frau Lust spazieren. Sie genoß die schöne Landschaft und freute sich über die vielen Sachen, die sie haben und machen konnte. Ihr Besitz reichte soweit sie blicken konnte. Die ganze Zeit verbrachte sie zu tun, was ihr Spaß machte.

Eines Tages begegnete ihr eine Frau. Frau Lust sagte direkt: ”Was wollen sie auf meinem Besitz? Wer sind sie überhaupt?”  “Ich bin Frau Traurigkeit.” antwortete die Frau, “Ich bin auf der Reise und habe großen Durst.”Frau Lust ließ sie kaum zu Ende reden und sagte: ”Gehen sie mir aus dem Weg, ich will sie nicht in meiner Nähe haben!“ Daraufhin schlug Frau Lust derartig um sich, daß Frau Traurigkeit schnell Beine machte und verschwand.
Allerdings lief sie nicht weit, sondern versteckte sich in der Nähe des Hauses, denn sie war sehr neugierig auf Frau Lust, über die sie viele seltsame Geschichten gehört hatte.
Es dauerte eine Weile, bis die aufgeregte Frau Lust zur Ruhe kam. Frau Traurigkeit wartete in ihrem Versteck.

“Was wollte die Traurigkeit von mir? Vielleicht meine gute Laune verderben?” Frau Lust ging ins Haus und aß alles was sie fand.”So,” sagte sie sich ”jetzt geht es mir gut.”, und sie setzte sich in den Garten auf eine Bank. Doch war ihr Bauch so voll, daß das Sitzen ungemütlich wurde und sie musste sich  auf die Wiese legen . Trotzdem sagte sie sich immer wieder: “Jetzt geht es mir gut, sehr gut.”

Als Frau Lust schläfrig auf der Wiese lag wurde sie wieder von einem Besuch, diesmal durch einen Wanderer gestört. “Wer bist du?”, fragte sie ziemlich unfreundlich. “Ich bin Herr Allein”, antwortete der Mann, “und suche eine Bleibe für die Nacht.” “Geh mir aus dem Weg, du Spielverderber!”, schrie ihm Frau Lust entgegen. Danach lief sie ins Haus und machte drei Stereoanlagen auf volle Kraft an, daß Herr Allein mit den Händen auf den Ohren ganz erschrocken davonlief.
Er ging aber nicht weit weg, blieb in der Nähe und versteckte sich, weil auch er Frau Lust beobachten wollte.

Waren es vielleicht die Besuche von Frau Traurigkeit und Herrn Allein gewesen, die die Frau Lust dazu brachten, die ganzen Vogelnester in ihrem Park zu zerstören?
An diesem Tag, an dem Frau Lust so herum randalierte und sich über das verzweifelte zwitschern der Vögel freute, kam zufällig Herr Gefühl vorbei. “Was machen sie?” fragte er entsetzt. Frau Lust lachte laut und antwortete: “Das alles gehört mir, du hast hier nichts zu sagen, ich mache was mir Spaß macht .....und übrigens, was machst du hier? Verschwinde! Hau ab!”, befahl sie. Herr Gefühl stand sprachlos und ratlos vor dieser Furie. Er machte sich auf den Weg,  aber auch er blieb in der Nähe und versteckte sich.

“Warum  mischen  sich die Leute immer in meine Angelegenheiten ein?” sagte sich Frau Lust. Sie war recht genervt und versprach sich strengere Maßnahmen zu treffen, um ihren Besitz vor Eindringlingen zu schützen. “Heute aber nicht.” sagte sie sich. “Heute macht es mir keinen Spaß an etwas zu denken.”
Frau Lust ließ sich weiter von einem Einfall in den anderen treiben, sie steigerte sich in ihrem Tun und Lassen, bis sie eines Tages an einem Erschöpfungszustand erkrankte. Sie legte sich ins Bett und konnte an nichts mehr Spaß finden. Alles, wofür Frau Lust geschwärmt hatte und auch bekommen hatte, ließ sie gleichgültig. Sie war jung, schön, reich, mächtig, nun lag sie im Bett und fühlte sich matt und schwach.

Herr Gefühl, Frau Traurigkeit und Herr Allein, die sich lange Zeit in ihrem Versteck zurückgehalten hatten um Frau Lust zu beobachten, machten sich Gedanken als sie Frau Lust nicht mehr sahen. Sie traten vorsichtig aus ihrem Versteck heraus, schauten um sich und freuten sich in so einer spannenden Situation zu dritt zu sein. “Wo wird Frau Lust sein?”, fragte Herr Gefühl, “Wird sie verreist sein?” “Nein,” sagte Herr Allein, “Wir haben sie immer beobachtet, und das hätten wir bemerkt.”  “Ob sie vielleicht krank ist?” fragte Frau Traurigkeit. “Frau Lust, krank?”, fragten  sich die drei gleichzeitig. “Das ist doch unvorstellbar!”, meinten sie , denn so etwas starkes wie Frau Lust hatten sie noch nicht erlebt. “Was sollen wir tun? Vielleicht braucht sie wirklich unsere Hilfe.” doch keiner hatte den Mut , nur näher an das Haus heranzutreten.
Plötzlich sagte Herr Gefühl: “Ich kenne eine weise Frau, mit der ich sehr befreundet bin.Vielleicht könnte sie nach Frau Lust schauen.” “Das ist ja wunderbar!”, sagten die anderen, “Hole schnell die weise Frau und bring sie hier her.”

Die weise Frau kam und begab sich ohne zu zögern in Frau Lust´s Haus.
Die anderen warteten draußen.
“Hallo,”  rief sie, “sind sie im Haus, Frau Lust?” Die weise Frau schaute sich um. Das Haus war sehr groß und sie wußte nicht wohin. Plötzlich hörte sie eine leise Stimme rufen. “Hier bin ich, im Schlafzimmer, sie müssen die Treppe hoch kommen.” Als die weise Frau endlich das Zimmer fand und vorsichtig eintrat, sah sie Frau Lust in einem wunderschönem Bett liegen. Frau Lust wunderte sich über den Besuch dieser unbekannten Frau, aber sie war zu schwach um frech oder wütend zu werden. Deshalb fragte sie mit leidender Stimme: “Wer sind sie? Was wollen sie?” “Ich bin Frau Vernunft und ich bin gekommen weil Herr Gefühl, Frau Traurigkeit und Herr Allein meinten, daß sie meine Hilfe bräuchten.”

Frau Vernunft näherte sich der Frau Lust, setzte sich auf die Bettkante, nahm ihre Hand, streichelte sie und schwieg. “Sie haben so warme Hände.” sagte nach einer Weile Frau Lust zu Frau Vernunft. Frau Vernunft lächelte und schwieg weiter.
“Mir geht es so schlecht.” sagte plötzlich Frau Lust. “Ich kann nichts tun, mir fällt nichts Neues ein, nichts macht mir Spaß.” “Sowas?” sagte Frau Vernunft, “Leiden sie vielleicht an Lustlosigkeit?” “Wo gibt es denn das?” sagte Frau Lust weinerlich,”Wenn ich lustlos wäre, dann bestände ich gar nicht mehr, aber ich bin ja da!” “Ja,” sagte Frau Vernunft, “Sie sind da, aber ihre Wirkung ist erschöpft und auf die kommt es an.” Frau Lust staunte.

Frau Vernunft fuhr fort und sagte: “Sie sind sehr stark, machtvoll, schön und verführerisch, aber nicht schöpferisch, weil sie ihre Macht zügellos bis ins Unendliche treiben lassen. Sie sind wie der Samen eines wunderschönen Baumes, der aber ohne einen angemessenen Nährboden nicht wachsen kann.” “Was soll ich machen?” jammerte wieder Frau Lust. “Ich verstehe das alles nicht. Können sie mir nicht schnell helfen?” Frau Vernunft lächelte und sagte: “Doch, ich werde ihnen helfen aber Sie helfen mit.”

Sie holte Frau Traurigkeit, Herrn Allein und Herr Gefühl, bat sie in das Zimmer und stellte die drei Freunde Frau Lust vor. “So,” sagte Frau Vernunft, “jetzt werden wir zusammen feiern und Frau Lust aufmuntern.” “Wie bitte?” sagte Frau Lust, “Feiern, in meinem Zustand? Das kann ich nicht.” “Gut,” sagte Frau Vernunft, “mehr kann ich nicht bieten, und wenn sie nicht wollen, gehen wir wieder fort.” “Nein,” sagte Frau Lust, “ich brauche euch, ich habe Angst.”

Sie blieben, sie feierten……..und weil sie heute alle noch leben, schaukeln sie mit Frau Lust in alle Himmelsrichtungen.

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G. Torboli 1995

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