sabato 9 luglio 2011

meine beste Freundin


   


Meine beste Freundin!

Ich musste über 50 Jahre alt werden, um zu erkennen, dass meine beste Freundin die Waschmaschine ist und war.
Das mag ungewöhnlich klingen, aber es stimmt. Die Waschmaschine gewann in meinem Leben zunehmend an Bedeutung. Sie ist zwar kein Lebewesen aber sie ist etwas das mein Leben erleichtert und verschönert hat.
Bis auf die wenigen Male, wo sie erschöpft war oder kleine technische Mängel hatte, ließ sie mich nie im Stich. Die Waschmaschine ist irgendwann in meinem Leben erschienen. Ich war ein junges Mädchen, als sie zum ersten Mal unser Haus betrat.
Bis dahin war das Waschen in einer Großfamilie, wie der Meinen, ein großes Problem mit großem Aufwand. Es war sehr Kraft raubend.
Wir waren sieben Kinder plus eine Menge Erwachsene die im Haus wohnten. Ja, wir hatten eine Hausangestellte, aber sie reichte für die Arbeit nicht. Als älteste Tochter des Hauses musste ich viel arbeiten und dazu gehörte eben das Waschen der Wäsche.
Täglich war ab Mittag die Badewanne mit der eingeweichten Wäsche besetzt und bis zum Abend musste alles gewaschen sein. Ich verbrachte viele Stunden am Waschbrett und hörte auch nicht auf, wenn die Haut an meine Finger weg gewaschen wurde und zu bluten begann. Es nützte nicht viel zu meiner Mutter zu gehen um ihr meine Hände zu zeigen, denn sie hatte mir beigebracht, dass eine gute Waschfrau keine blutigen Finger bekommt. Also, ich war keine gute Waschfrau. Im Winter war es besonders schlecht, denn meine Hände wurden rot und die Risse an meinen Fingern schmerzten sehr. Jeden Abend vor dem  Schlafengehen schmierte ich mir die Hände mit Glycerin ein. Es brannte fürchterlich, aber es heilte.
Die erste Waschmaschine wurde angeschafft. Ich schaute sie erst mal etwas misstrauisch an, war aber auch neugierig auf ihre Leistung. Die große Wäsche bzw. die Kochwäsche wurde jetzt mit der Waschmaschine gewaschen. Es war eine Erleichterung in den Arbeitstag eingetreten, jedoch noch nicht so, dass man groß jubeln konnte. Zum Handwaschen blieb uns noch genug Wäsche übrig.
Die Technik verbesserte sich und Schlag auf Schlag wurden immer bessere Waschmaschinen auf dem Mark angeboten. Mein Respekt vor dieser Maschine wuchs, aber  sein Höhepunkt wurde erreicht, als ich selbst viele Kinder gebar und mitten im Leben stand.
Als ich heiratete war mein  Vertrauen zu der Waschmaschine noch nicht perfekt, denn für alle Fälle hatte ich in der Vorratskammer immer noch ein Waschbrett parat. „Sicher ist sicher!“, dachte ich mir.
Als ich, wie gesagt mitten im Leben mit meinen sechs Kindern stand und vor Arbeit nicht mehr wusste wohin, begann mein Respekt vor der Waschmaschine zu wachsen bis es Liebe wurde. Wie kommt es zu so einer Entwicklung? Eine Maschine zu lieben kling etwas absurd, oder? Nein, mir nicht.
Wir wohnten in einem großen Haus und zu den vielen schön eingerichteten Zimmern  gehörte  auch ein Keller. Im Keller war eine Waschküche, in der meine Waschmaschine thronte und viele Wäschekörbe lagen.
Das Leben hat mir schon einiges beigebracht. Zum Beispiel, dass die Menschen viel versprechen aber sehr wenige ihr Wort halten. So ging es mit Haushalthilfen und Putzfrauen, die immer wieder ausblieben und neu angestellt werden mussten.  Ob sie unzuverlässig oder faul oder zu schwach für die viele Arbeit waren, wie auch immer, ich war ständig auf der Suche nach einer neuen Hilfe.
Es waren sehr schwere Jahre für eine Mutter. Selbst eine kleine Grippe war für mich eine Katastrophe. Ich durfte keinen Tag ausfallen. Eine Notsituation nach der anderen brachte mich dazu immer schneller und immer länger zu arbeiten.
Mein Aufenthalt in der Waschküche wurde zur Routine. Mehrere Male am Tag lief ich die Treppe hinunter um die Waschmaschine zu beladen oder zu entladen. Die Wäschekörbe waren immer voll, die Wäscheleine und der Bügelkorb auch.
Die Waschküche war der stilleste Ort des Hauses. Kein Telefon, keine Musik, keine Kinder. Das einzige Geräusch kam aus der drehenden Trommel der Waschmaschine.
Immer mehr erweckte dieses Geräusch meine Aufmerksamkeit. Immer öfter hockte ich vor ihr, schaute wie die Wäsche nach links und nach rechts rollte und spürte eine innere Freude. Es war wie Musik für meine Ohren. „Sie arbeitet für mich, sie hilft mir“, dachte ich. 
Ich erwischte mich eines Tages dabei, mit ihr zu sprechen, spontan  mit meiner Hand über sie zu gehen und mich bei ihr zu bedanken. Immer öfter hielt ich mich bei ihr auf und machte kleine Arbeitspausen, in denen ich ihr bei ihren Rollen zuschaute. Das Zuschauen allein vermittelte mir eine derartige innere Ruhe, dass ich da hockend, glatt hätte einschlafen können.
Jahre lang freute ich mich in die Waschküche zu gehen, weil die Waschmaschine für mich eine Freundin geworden war. Ich besprach mit ihr sogar meine Sorgen und entschuldigte mich, wenn ich sie zu sehr in Anspruch nahm. Ich habe mir sogar gewünscht, sie hätte eine runde Form, damit ich sie besser umarmen könnte. Nur einmal habe ich sie geschlagen. Es war wieder ein stressiger Tag, wo ich noch schneller arbeiten musste und so flitzte ich in die Waschküche um die Maschine schnell zu beladen. Als ich sie einschaltete, blieb sie still und nichts bewegte sich. Ich schrie los und schlug auf sie ein.
„Warum verlässt du mich auch?“ Zu meinem Erstaunen ging meine Allerliebste wieder in Bewegung. Ich entschuldigte mich bei ihr, denn sie hatte für meine Müdigkeit Verständnis gehabt.
Ich konnte auf alle technische Geräte verzichten, auch wenn jede von Ihnen seine Nützlichkeit hat, doch die Waschmaschine ist die größte Entlastung für eine Hausfrau und der treueste Partner, besonders, wenn man sich so einsam fühlt, wie ich mich gefühlt habe, als so viele Menschen um mich herum lebten.

G. Torboli

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